THE WILD ANDALUSIA
Andalusien also. Wir hätten auch blind einen Pfeil auf eine Weltkarte schießen können, denn genauso überraschend kam uns eines Tages dieses Reiseziel für unseren anstehenden Urlaub in den Sinn. Andalusien, der südlichste Zipfel Spaniens, einen Katzensprung von Marokko und somit Nordafrika entfernt. Andalusien, wo sich schneeweiße Berggipfel und goldgelbe Strände die Hände reichen - und wo es Ende April von den Temperaturen her gerade noch so erträglich ist. Von den Alpujarras bis Ronda. Tapas, Flamenco und Sangria.
Saludos, España
Nicht ahnend, dass es einer der schönsten Urlaube sein wird, ging es für uns zunächst ins Valle de Lecrín. Gebucht hatten wir ein autarkes Tinyhouse, bekommen haben wir ein grünes Paradies. Eine Wohlfühloase aus dem Bilderbuch, gelegen direkt am Fuße der Sierra Nevada. Im Schatten zahlreicher Olivenbäume, umgeben von wohlriechendem Lavendel und üppigen Weinreben, ließ es sich aushalten. Zumal wir mit den beiden Fellnasen Samba und Mamba in bester Gesellschaft waren. Neben Tieren sind es oftmals Menschen, die einen Urlaub besonders und unvergesslich machen. Heute noch denken wir an unseren Gastgeber Marcos zurück. Ein herzlicher Mensch, der uns mit aromatischen Mandeln und fruchtigen Orangen beschenkte. Jeden Morgen traten wir vor die Tür, wo warme Sonnenstrahlen die kühle Luft durchbrachen und genossen unseren frisch gepressten Orangensaft. Von unserer Unterkunft aus erkundeten wir die unterschiedlichen Facetten Andalusiens. Von den weitläufigen Alpujarras, über das berühmte Granada und seine Alhambra bis zum weißen Bergdorf Frigiliana. Das heimliche Highlight eines jeden Tagestrips aber war die Rückkehr. Wenn die Sonne begann langsam hinter den Bergen zu verschwinden, versammelte sich die Seniorenschaft für einen letzten Plausch an der wohl einzigen Bushaltestelle des Dorfes. Auch wenn wir beäugt wurden wie Fremde, die wir nunmal waren, begrüßt wurden wir wie Einheimische - offen und herzlich.
Im südlichsten Süden
Schweren Herzens machten wir uns auf den Weg zur zweiten Unterkunft. Die Aussicht während der knapp zweistündigen Fahrt ließ die Wehmut jedoch schnell verfliegen. Wir ließen die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada hinter uns und steuerten zielstrebig auf das glitzernde Wasser der Costa del Sol zu. Die letzten Meter zur Unterkunft waren holprig, steil und grenzenlos schön. Wir fuhren mitten durch eine Herde freilaufender Rinder mitsamt ihrer neugierigen Kälber. Von Tieren begrüßt zu werden ist doch einfach das Schönste. Im The Wild Olive angekommen fühlten wir uns direkt wie zuhause. Eine Unterkunft, die so liebevoll und stimmig eingerichtet ist, findet man nicht alle Tage. Zumal eine Unterkunft, die früher als Pferdestall gedient hat. “A rustic and unique rural accomodation nestled between sea, mountains and authentic white villages in the south of spain” heißt es auf der Website und genau das war es. Ein Paradies mitten in der Natur, eine spanische Finca umgeben von Avocado-, Feigen- und Mispelbäumen. Vor allen Dingen aber ist The Wild Olive der Traum zweier Menschen, die uns nachhaltig inspiriert und beeindruckt haben. Erin und Wilco waren nicht nur wundervolle Gastgeber, sondern auch großartige Gesprächspartner. Aufgrund der Sprachbarriere gestalteten sich Gespräche mit der guten Seele des Hauses Salvador schwer, gänzlich angetan schauten wir ihm jedoch jeden Abend bei der Gartenarbeit zu. In sich ruhend erntete er die Früchte seiner Arbeit, die wir fotografisch festhalten durften. Nicht unerwähnt bleiben darf Honkey the Donkey - nicht nur einmal erschreckten wir uns, als wir morgens die Jalousie hochzogen und uns Honkey ungeniert ins Wohnzimmer blickte.
Noch am ersten Abend zog es uns Richtung Meer. Wir folgten der Empfehlung unserer Gastgeber und fuhren zum Sonnenuntergang an den Strand, nahezu menschenleer und endlos weit. Mit selbstgemachten Sandwiches im Gepäck suchten wir uns einen Felsvorsprung, genossen unser Abendessen und die Aussicht auf Gibraltar. Allzu beeindruckend ragt der berühmte Felsen aus dem Meer empor und erinnert an den Bug eines Schiffes. Zurück im Appartement war der Sternenhimmel so klar, wie er nur an einem abseits von Lichtverschmutzung gelegenen Ort sein kann. Mit dem entfernten leisen Rauschen der Windräder schliefen wir ein.
In den kommenden Tagen erkundeten wir einige der pueblos blancos, darunter Casares, Gaucín und Setenil de las Bodegas. Wir genossen unfassbar gutes marokkanisches Essen und Livemusik in Vejer de la Frontera. Und natürlich besuchten wir die puente nuevo in Ronda. Bei einer Weinverkostung ließen wir uns den handgefertigten Moscatelwein von Nilva schmecken. Und schließlich packten wir unsere Koffer und stürzten uns auf ein letztes ins pulsierende Leben Malágas. Tagsüber herrschte erbarmungslose Hitze, die Menschen bewegten sich vor allem entlang kühlender Schattenplätze. Abends erklangen Gelächter und endlose salud!-Ausrufe gefolgt von klirrenden Gläsern. Wir sogen die Atmosphäre auf, verloren uns in den Straßen und fanden uns schlussendlich im Flugzeug Richtung Heimat wieder. Mehrere GB an Foto- und Videomaterial erinnern uns nicht nur an die einzigartige Schönheit Andalusiens, sondern auch an die herzliche Mentalität der Menschen. Dieser Pfeil traf mitten ins Bullseye.